Turnen und Sport
in Grebenstein von 1900 - 1975
von Wolfgang Tölle
Im Januar des Jahres 1900 wurde der Grebensteiner Turnverein "Deutsche Turnerschaft DT" durch etwa 70 Mitglieder gegründet, von denen 40 das Turnen ausübten.
Zu dieser Zeit bestand bereits die Turnabteilung der Grebensteiner Freiwilligen Feuerwehr; genannt "Turnerfeuerwehr", die im Jahre 1881 von Conrad Williges gegründet worden war.
Neben dem neugegründeten "reinen" Turnverein gab es also um die Jahrhundertwende in Grebenstein eine andere das Turnen ausübende Vereinigung.
Das Vereinslokal dieser "Turnerfeuerwehr" mußte im Jahre 1903 in den Saal Kleinschmidt verlegt werden, da das Gründungslokal "Reichskanzler" durch Feuer zerstört wurde.
Der Gründungsvorstand des Turnvereins "Deutsche Turnerschaft" setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: Bäckermeister Heinrich DEICHMANN
Schriftführer: Kaufman Heinrich DILCHER
Turnwart: Stellmacher Franz SCHRÖDER
Turnwart: Wilhelm KRAMM
Das Vereinslokal war das Gasthaus "Deutsche Eiche". Man pflegte in der Hauptsache das Geräteturnen, daneben gab es etwas Leichtathletik und einen Spielmannszug.
Im Jahr 1906 wurde dem Verein eine Fahne gespendet, die von den Mädchen und Frauen der Stadt in der abendlichen Spinnstube bestickt wurde.
Der Verein gehörte zum Nordhessisch-Waldeckschen Gau im Deutschen Turnerbund (7. Kreis Oberweser). An sämtlichen Veranstaltungen und Wettkämpfen innerhalb des Bezirks, des Gaues und des Kreises, hat sich der Verein mit gutem Erfolg beteiligt.
Dem Verein konnten anfangs nur Männer und Jugendliche ab 14 Jahren beitreten. Es wurde zweimal in der Woche im Saal Kleinschmidt und im Reichskanzler geturnt, im Sommer auch auf der Kegelbahn Desel an der Kasseler Straße.
Am 8. August 1909 fanden in Grebenstein Bezirkswettkämpfe statt. Um 1910 gab es die ersten Anfänge des Fußballspieles.
Im Jahre 1912 wandten sich einige junge Männer vom Turnverein DT ab und gründeten den "Sportclub 1912 Grebenstein". Es wurde zum erstenmal nach Regeln Fußball gespielt und auch Leichtathletik betrieben.
Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: Friedrich KRONE
Schriftführer: Karl DEICHMANN
Kassierer: Hermann MEYER
Fußball gespielt wurde auf dem Schützenplatz im Sauertal. Es gab noch keine Tornetze und mancher Ball flog in die Scheiben des Schützenhauses. Der Ärger blieb nicht aus. Auch kam es vor, daß während eines Spieles Schießübungen stattfanden.
Später einigte man sich und fand eine vernünftige Regelung zwischen dem "Sportclub" und dem Schützenverein. Ein Hindernis für die Spieler war auch ein Baum, der mitten auf dem Platz stand.
Die Besonderheit am Sportclub war, daß die Mannschaft zu fast allen Spielen, auch nach Kassel, nur mit dem Fahrrad fuhr.
Der Sportclub konnte nur bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges bestehen, da auf Grund der Einberufungen der Mitglieder kein Spielbetrieb mehr möglich war.
1913 vereinigten sich die "Deutsche Turnerschaft DT" und die "Turnerfeuerwehr FF". 1. Vorsitzender war Franz SCHRÖDER. Die DT blieb bestehen. Nach dem Weltkrieg wurde im Jahre 1919 im "Reichskanzler" die "Freie Turnerschaft FT" durch August und Julius SCHRÖDER gegründet.
Es gab somit wieder zwei Turnvereine in Grebenstein, Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Vereinen waren nicht vorhanden. In der "FT" wurde außerdem ein Spielmannszug aufgestellt. Geturnt wurde im Sommer auf "Jeppen-Feisenkeller" am Burgberg.
Das einjährige Stiftungsfest fand am 20. September 1920 im Sauertal statt. Aus der "FT" heraus entstand 1921 der "Arbeitersportverein Wacker". Es wurde Fußball und Leichtathletik betrieben. Die Vorsitzenden in dieser Zeit waren Hans SIEBERT und Karl SITTIG. Die Spielkleidung war für das Trikot blau/gelb und die Hosen weiß. Der Kontakt der Vereine untereinander war gut. Es wurde in jedem Jahr gemeinsam angeturnt und auch wieder abgeturnt.
Ein Höhepunkt war das jährliche Sommerabturnen im Sauertal. Beide Vereine waren dem 7. Bezirk im 13. Kreis der Freien Turn- und Sportvereine angeschlossen.
Der Radfahrverein"Solidarität' Grebenstein wurde im Jahre 1921 gegründet. Langjähriger Vorsitzender war Wilhelm HOMBURG. Der Verein war dem 18. Gau, 7. Bezirk, der Arbeiter-Radfahrvereine angeschlossen.
Es gab Kunstradfahren und Straßenfahren auf normalen Touren-Fahrrädern. Nur bei Meisterschaften wurden von benachbarten Vereinen, u. a. Caiden und Weimar, Saalmaschinen ausgeborgt. Der Verein hatte ca. 30 Mitglieder (Damen und Herren).
Vereinslokal war der "Reichskanzler", in dessem Saal auch viele Veranstaltungen stattfanden, u. a. das Reigenfahren der Damen und Herren.
Das Radfahrfest des Unterbezirkes fand vom 14. bis 16. Juli 1922 in Grebenstein im Sauertal statt.
Im Besitz des Vereins befand sich auch ein wertvolles "Radfahr-Banner", das dem Verein gespendet worden war.
Am 9. Januar 1921 fanden die ersten Ausscheidungskämpfe nach Kriegsende der "Deutschen Tut-nerschaft" im Geräteturnen des 3. Bezirkes in Grebenstein statt.
Die Freude am Fußballsport war es, die einen Teil der jungen Sportler der "Deutschen Turnerschaft" bewog, am 16. April 1921 die "Sportabteilung des T. V. Grebenstein 1900" zu gründen. Spielwart war August VILMAR.
Am 24. Februar 1922 wurde die Aufstellung von Faustball-Mannschafton (Damen- und Herrenmannschaften) beschlossen. Auch bei LeichtathletikWettkämpfen wurden Erfolge erzielt. Die Sportabteilung blieb der "DT" angeschlossen.
Im Jahre 1922 fand das Bezirkswetturnen der "Deutschen Turnerschaft" des 3. Bezirkes im Grebensteiner Sauertal statt. Im Laufe der Zeit kam es zwischen der "DT" und der Sportabteilung des T.V. Grebenstein 1900 zu Unstimmigkeiten. Bedingt durch die Maßnahmen der "DT' zur Trennung von Turnen und Sport, war die Sportabteilung gezwungen, aus dem Verein auszutreten, um den Spielbetrieb nicht zu gefährden. So kam es am 20. März 1924 bei Suchier zur Gründung des:
"Sportverein Schwarz-Weiß' Grebenstein.
Der 1. Vorsitzende war: A. VILMAR
2.Vorsitzende war: E. THONE
Schriftführer war: W.FRANKE
Kassierer war: H.KASTEN
Zeugwart war: H.KEPPER
Der Verein war Mitglied im Westdeutschen-Spielverband des Deutschen Fußballbundes und der Sportbehörde für Athletik.
Die Spielkleidung waren schwarz-weiß gestreiftes Trikot, weiße Hose und schwarze Stutzen. Neben dem Fußball wurde auch Faustball und Leichtathletik betrieben, auch Handball-Freundschaftsspiele wurden gelegentlich ausgetragen. Außerdem wurden kulturelle Veranstaltungen durchgeführt, u. a. Volksstücke im Saal Desel.
Am 5., 6. und 7. Juli 1924 fanden in Grebenstein, im Sauertal, die Bezirksmeisterschaften des 7. Bezirks im 13. Kreis des Turn- und Arbeiter-Sportbundes statt.
Der Sportplatz für die sporttreibenden Vereine war im Sauertal. Dies war auch der Schießplatz des Schützenvereins. Das Verhältnis zwischen den Sportvereinen und den Schützen war nicht besonders gut. Manche Kugel pfiff über die Sportler hinweg.
Der Baum in der Mitte des Platzes war verschwunden. Doch auf der unteren Seite des Sportplatzes stand anfangs auch noch eine Linde, die den Spielbetrieb störte. Er kam zu manchen Spielprotesten und eines Nachts war auch dieses Hindernis beseitigt worden.
Für die Benutzung des Sportplatzes wurden für alle Vereine genaue Zeiten festgelegt. Im Jahre 1925 konnte die "Deutsche Turnerschaft" ihr 25jähriges Jubiläum feiern. Ein großes Ereignis für Grebenstein war das 19. Gauturnfest, das vom 10. bis 12. Juli 1926 stattfand.
Auch wurde jetzt im Turnverein Handball gespielt, aber es wurden nur Freundschaftsspiele ausgetragen. Die Mannschaft trug weiße Hemden und grüne Hosen.
1933 wurden die "Freie Turnerschaft" und der "Arbeitersportverein Wacker" verboten. Sämtliche Turngeräte mußten abgegeben werden.
Ein Teil der Sportler schloß sich der "DT" oder dem Sportverein "SchwarzWeiß" an. Auch der Radfahrverein "Solidarität" wurde verboten.
Am 1. Juli 1938 erfolgte der Zusammenschluß der "Deutschen Turnerschaft" und des "Sportvereins Schwarz-Weiß". Der neue Verein führte den Namen "Turn- und Sportgemeinschaft 1900 Grebenstein'.
Vereinsführer war Willi GIBHARDT.
Dieser Verein bestand offiziell bis zum Jahre 1945. Die sportliche Betätigung kam aber bereits zu Anfang der 40er Jahre zum Erliegen.
Nach dem Zusammenbruch wurde ein neuer Anfang gemacht.
Am 20. Januar 1946 wurde im Saal "Reichskanzler" der Turn- und Sportverein Grebenstein TUSPO GREBENSTEIN gegründet.
Der 1. Vorsitzende war: Heinrich HAASE
2. Vorsitzende war: Karl SITTIG
Schriftführer war: Heinrich ISRAEL
Kassierer war: Hans DRUBE
Die sportlichen Richtungen des Vereins wurden in Abteilungen gegliedert. Bei der Vereinsgründung gab es folgende Abteilungen:
Fußball, Handball (Damen- und Herrenmannschaften) und Turnen.
Es entwickelte sich ein reger Spielbetrieb. In den einzelnen Abteilungen stellten sich die ersten Erfolge ein. Am 20. September 1946 erreichten die Fußballer den Aufstieg in die Bezirksklasse, und die Handball-Damenmannschaft belegte den 2. Platz bei den Kreismeisterschaften. Binnen Jahresfrist konnte das sportliche Angebot mit den Abteilungen Tischtennis (Damen- und Herrenmannschaften) und Tennis erweitert werden. Auch hier wurde guter Sport geboten, u. a. die Teilnahme der TT-Damen bei den Hessischen Meisterschaften.
Die Tennisabteilung gehörte zu den spielstärksten Mannschaften in Nordhessen.
Die 1. Fußball-Mannschaft spielte in den 50er Jahren in der 11. Amateurliga. Im Jahre 1952 wurde mit dem Aufbau eines Spielmannszuges begonnen: Leiter war Georg RAU.
Im gleichen Jahr war der TUSPO GREBENSTEIN Ausrichter des Kreisturnfestes.
Einen Rückschlag gab es im Jahre 1954, als die Tischtennis-Mannschaft der Herren aus der Landesliga, der höchsten Spielklasse, zurückgezogen werden mußte, weil kein Obungsraum zur Verfügung stand und die finanzielle Belastung für den Verein nicht tragbar war. Die Abteilung fiel auseinander.
1954 war der erste öffentliche Auftritt des Spielmannszuges und im Jahre 1957 wurde die 1. Handball-Mannschaft Hallen-Kreismeister.
Viel Wert wurde im Verein auf die Jugendarbeit gelegt. Unvergessen sind die Pfingstturniere der Fußball-Jugend um den "MAX-HÖFER-POKAL".
Es entwickelte sich auch eine Sportfreundschaft zwischen dem "TUSPO GREBENSTEIN" und dem Sportverein "BOOSKOP" aus Holland.
Einen starken Aufschwung für den gesamten Verein gab es nach der Fertigstellung der Kulturhalle im Jahre 1963.
Im Jahre 1964 erfolgte die Neugründung der Abteilung Faustball.
Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Fertigstellung des SauertalStadions im August 1968.
Am 3. September 1969 erfolgte die Neugründung der Abteilung Tischtennis. Die Tennis-Abteilung trennte sich im Jahre 1969 vom Verein und gründete den selbständigen Tennis-Verein "Schwarz-Weiß e. V.".
Am 5. März 1970 gab sich der Verein in der Jahreshauptversammlung eine neue Satzung und beantragte die Eintragung als "Tuspo Grebenstein e.V." in das Vereinsregister. Besondere Sorgfalt legte der Verein auf die Förderung des jugendlichen Nachwuchses. Die Mühe wurde dadurch belohnt, daß die Jugend des Tuspo im Hinblick auf die Leistung und die Mitgliederzahl zum tragenden Fundament des Vereines geworden ist. So wurde in Grebenstein am 2. Februar 1971 das erste Sport-Jugendparlament in Hessen gegründet.
In der Abteilung Handball wurde im Jahre 1971 wieder eine Damenmannschaft aufgebaut und dem Spielmannszug wurde eine "Harmonie" angeschlossen.
Der Verein erweiterte sein Angebot durch Veranstaltungen für Jedermann (Trimm Dich), Volkswandern und Volksradfahren. Die Erstellung der Großsporthalle brachte wiederum einen großen Mitgliederzuwachs, besonders für die Abteilung Turnen.
Im Jahre 1973 feierten die Faustballer ihr 50jähriges Jubiläum.
Im März 1974 wurde mit dem Aufbau einer Badminton-Abteilung begonnen. Bedingt durch Spielerabgänge der Abteilung Tischtennis kam es im August 1974 zur ersten Spielgemeinschaft in der Großgemeinde Grebenstein zwischen den Tischtennis-Abteilungen des "Tuspo Grebenstein e.V." und des "TSV Udenhausen e.V.".
Nach der Fertigstellung des Freibades in Grebenstein kam es am 19. September 1974 zur Gründung der Abteilung "Schwimmen".
Im Herbst 1974 begannen im Sauertal die Arbeiten zum Bau einer Umkleidehalle mit überdachter Tribüne und einem Clubraum.
Die Erd- und Betonarbeiten wurden in Eigenhilfe des Vereins erstellt.
Am 11. und 12. Januar 1975 fanden in Grebenstein die Nordhessischen Badminton-Bezirksmeisterschaften statt.
An einer neuen Fassung, die bis ins Jahr 2000 geht, wird momentan gearbeitet. Sie wird bei den Festlichkeiten im Rahmen "100 Jahre Turnen und Sport in Grebenstein" verkauft.